Bücher

Herbert Gruhl: Aphorismen. Menschliches, Ökologie und Politik. Mit einem Vorwort von Konrad Adam. Hrsg. von Andreas Gruhl und Volker Kempf. Bad Schussenried, 2021, 76 Seiten, 12,90 Euro.

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Konrad Adam (Hg.): Die AfD und die Klimafrage. Mit Beiträgen von Konrad Adam, Tino Chrupalla, Volker Kempf u.a. Bad Schussenried, Oktober 2019, 76 Seiten, 9,90 Euro.

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buchbeitrag2016
In Welcher Gesellschaft leben wir? Weikersheimer Dokumentation. Neue Folge Bd. 4. Hrsg. von Harald Seubert und Jost Bauch. Nürnberg: Verlag für Theologie und Religionswissenschaft, 2016, 136 Seiten, 16 Euro (ISBN 978-3-95776-044-9).

Mit einem Beitrag  von Volker Kempf: Helmut Schelsky, ein konservativer Soziologe, S. 69-85.

„Volker Kempf, der eine bemerkenswerte Biographie Helmut Schelskys vorgelegt hat, erinnert noch einmal an Schelsky als Paradigma eines konservativen Soziologen. (…) Besonders dankenswert ist es, dass Kempf hochaktuelle Folgerungen aus Schelskys Studien über soziale Schichtung, Selbstverständnis der Jugend und das Verhältnis von Migration und sozialen Sicherungssystemen zieht. Damit konkretisiert er die … brennenden Probleme, einer differenzierten und hypermoralischen Flüchtlingspolitik …“ (Aus dem Vorwort von Jost Bauch und Harald Seubert)

Merkels Zuwanderungspolitik wird gerne als besonders human dargestellt, mitunter sogar als Rettung der deutschen Sozialsysteme. Richtig ist, die Sozialsysteme werden durch Massenzuwanderung einer Belastungsprobe ausgesetzt, das Recht von Merkel mißachtet.
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Helmut Schelsky – Wider die Wirklichkeitsverweigerung. Leben, Werk, Aktualität. Mit einem Nachwort von Prof. Dr. Jost Bauch. Olzog Verlag, München, 10/2012, 224 Seiten, 24,90 Euro (ISBN: 978-3-7892-8335-2).

„Kultur, Geist, Kunst müssen heute … in den Untergrund gegenüber der herrschenden Publizität, Politisierung, Verschulung und Verwaltung. Eine neue Front des langen Atems, wahrscheinlich über Generationen, des Atems des Geistes, ist erforderlich, um über Gestaltwandlung bisher nicht vorstellbarer Art das kulturelle Erbe zu retten.“ (Helmut Schelsky, Die Wüste wächst, 1976)

Ein Leser stellt die Frage, was Schelsky mit dem Wort “Gestaltwandlung” hier meint. Dieses Wort ist im Sinne des dazugehörigen, von Friedrich Nietzsche inspirierten Aufsatztitels “Die Wüste wächst” als die Wandlung der Gestalt unserer Kultur zu verstehen, so wie sie in dem 1967 bis 1977 währenden “roten Jahrzehnt” sich vollzog.

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Mit Norbert Schmelzle (geb. 11.12.1942, gest. 03.02.2015) ist ein einstiger Assistent von Helmut Schelsky gestorben, wie sein Bruder Georg K. Schmelzle mitteilt. Norbert Schmelzle war Diplom-Soziologe und auf Empfehlung Schelskys in die Wirtschaft statt in den Wissenschaftsbetrieb gegangen. N. Schmelzle wollte kein intellektueller Kritiker der Wirtschaft werden, sondern meinte im Gegenteil: “Wenn Du einen Tiger reitest, darfst Du nicht abspringen”, so sein Bruder Georg K. Schmelzle. Der Verstorbene war zuletzt Geschäftsführer eines Unternehmens mit ca. 20000 Mitarbeitern, wie auch einer Todesanzeige in der FAZ zu entnehmen ist.

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„… weiterhin wichtig …“, urteilt Till Kinzel über das Buch „Wider die Wirklichkeitsverweigerung“, nach dem eine weitere Monographie über Helmut Schelsky erschienen ist. (Quelle: http://ifb.bsz-bw.de/bsz407463119rez-1.pdf).

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Volker Kempf / Rudof Stettin (Hg.): Die Europäische Union. Perspektiven mit Zukunft? Mit Beiträgen von Felix Dirsch, Edgar Guhde, Klaus Hornung, Heiner Kappel, Volker Kempf, Dietrich Murswiek, Harald Seubert. Bad Schussenried: Gerhard Hess Verlag, 2012, 132 Seiten, 12,00 Euro

“Wer sich … bereits näher mit der Europäischen Union beschäftigt oder großes Interesse an Geschichte und Wirtschaft hat, für den gibt dieses Buch aufschlussreiche Einblicke in die Strukturen und Hintergründe der Europapolitik.” (Badische Zeitung, 04. April 2013)

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„Die politischen Führer finden nicht nur nicht den richtigen Ton, sondern sie sagen Dinge, die meilenweit entfernt sind vom Bewußtsein der Bürger. Es reicht eben nicht mehr, mit schönen Worten die Vorzüge der europäischen Einheit zu beschwören und dann einen Text vorzulegen, den nicht einmal die Befürworter mit klaren verständlichen Worten beschreiben können.“

Diese Sätze könnten ein aktueller Kommentar zur Euro-Krise sein. Sie stammen aber schon aus dem Jahr 2005 und gehen auf den verstorbenen Soziologen Ralf Dahrendorf zurück. Volker Kempf, Mit-Herausgeber des Buches „Die €uropäische Union. Perspektiven mit Zukunft?“ erinnert in seinem Vorwort daran, daß die Mahnung eines anderen bedeutenden Soziologen, nämlich des früheren Buchenwald-Häftlings Eugen Kogon, mittlerweile in Vergessenheit geraten sei: Kogon hatte nämlich gesagt, europäische Politik müsse über den Volkswillen rückversichert werden. Dies findet aber derzeit de facto nicht statt, so daß man den Eindruck gewinnt, die EU schlage gedankenlos einen Weg ein in Richtung einer „Sowjetunion light“. Das hier anzuzeigende Buch geht dieser und verschiedenen anderen Fragen nach. (…) (Junge Freiheit, 3.8.2012)

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Herbert Gruhl – Pionier der Umweltsoziologie. Im Spannungsfeld von wissenschaftlicher Erkenntnis und politischer Realität. Mit einem Nachwort von Dr. Ute Scheuch. Graz: Ares Verlag, 2008. 348 Seiten, 24,90 Euro.

Die Arbeit “Herbert Gruhl – Pionier der Umweltsoziologie” ist 2000 bis 2003 verfaßt worden und wurde 2008 gedruckt. Von Anfang an tobten Auseinandersetzungen um den Inhalt dieser Arbeit im Hintergrund des universitären Betriebs: Dem Einen war die Arbeit den Grünen nicht erbaulich genug und eine kritische Erwähnung Maos durch Herbert Gruhl anstößig, dem Anderen eine hohe Umweltbelastung im realen Sozialismus (im Verhältnis zur Produktivität) denkunmöglich. Wieder ein anderer Soziologe kam auf die Idee, nur ein anderes Konzept als das, das vereinbart, von der Fakultät genehmigt und zur Arbeitsgrundlage gemacht wurde, sei bearbeitungs­würdig. Die Auseinandersetzung kam ohne inhaltliche Zugeständnisse des Verfassers 2014 zum Erliegen. Nachstehend ein Auszug aus dem Nachwort von Dr. Ute Scheuch aus 2008, eine Stellungnahmen des Mathematikers Prof. Dr. Dietrich Schwägerl aus 2009, des Philosophen Prof. Dr. Harald Seubert von 2014, des Poltikwissenschaftlers Prof. Dr. Felix Dirsch 2014 und des Soziologen Prof. Dr. Michael Kelpanides ebenfalls 2014:

Aus dem Nachwort von Dr. Ute Scheuch, 2008

„Kempf ist mit der Schilderung der Parteienlandschaft im Umbruch am Beispiel eines Politikers und konsequenten Querdenkers mit einer ’stürmischen Ungeduld‘ – so Gruhl über sich selbst – gelungen, ein kritisches Zeitportrait zu zeichnen; jeweils gestützt auf zeitgeschichtliche und soziologische Untersuchungen, die in ernst zu nehmenden sozialwissenschaftlichen Kreisen unumstritten sind.“

 

Der Münchner Mathematik-Prof. Dr. Dietrich Schwägerl 2009 unter Kenntnis der Gesamtarbeit, unter besonderer Berücksichtigung des Kapitels 3.7.:

„Kempfs Arbeit [Herbert Gruhl – Pionier der Umweltsoziologie] bringt eine vollständige systematische Erfassung dessen, was für die Erzielung echter Nachhaltigkeit – im Sinne einer zukunftsfähigen Nutzung von Ökosystemen – berücksichtigt werden muss. Aus keiner der offiziellen Verlautbarungen kenne ich eine so genau an der Analyse des ökologischen Kausalnetzes ausgerichtete, präzise ausgearbeitete Darstellung der nachhaltigkeitsrelevanten Themenbereiche. Beide Einflussfaktoren sind behandelt, das Streben nach mehr Wohlleben und Großprojekten (beides auf vielfach extrem umweltschädliche Weise übersteigert) und die Explosion der Zahl der Menschen. Und die abnehmende Zahl biologischer Arten, die eben durch das Zusammenwirken beider Faktoren verdrängt werden, ist als entscheidender Indikator enthalten. (…)

Hier geht es nicht um Glaubensfragen oder Ansichtssachen; diese knallharten naturwissenschaftlich belegten Fakten sprechen eine so deutliche Sprache, dass bloße Meinungen und Wunschvorstellungen zurückstehen müssen. Was sonst in der Regel fehlt, berücksichtigt Kempf mit der nötigen Objektivität: die zugrundeliegenden Naturgesetzlichkeiten, die die Rahmenbedingungen dafür abstecken, was Akteure zur Erfüllung des Nachhaltigkeitspostulats leisten können und was nicht. Viele, die sich mit dem Themenkomplex der anthropogenen Einflüsse auf die „natürliche Umwelt“ beschäftigen, scheinen davon auszugehen, diese Gesetze könne man nach subjektivem Empfinden „zurechtbiegen“ oder nach Belieben „umdefinieren“, müssen aber mit derart unwissenschaftlichen Absichten scheitern.“

 

Prof. Dr. phil. Harald Seubert, Sep. 2014:
Von neuer Qualität

„Ich habe mich näher mit Volker Kempfs Arbeit „Herbert Gruhl – Pionier der Umweltsoziologie. Im Spannungsfeld von wissenschaftlicher Erklenntnis und politischer Realität“ befasst, und ich finde es sehr bemerkenswert, ja: streckenweise ausgezeichnet!

Die Bezugspunkte von Dr. phil. Herbert Gruhl zur akademischen Philosophie insbes. des heute noch beachtlichen Denkers Hans Leisgangs sind sehr bemerkenswert herausgearbeitet und von neuer Qualität in der Literatur über Herbert Gruhl, so weit ich diese als Philosoph mit Studium auch der Gesellschafts- und Sozialwissenschaften überblicken kann.“

 

Prof. Dr. Felix Dirsch, Sep. 2014
Eine vorbildliche Monographie

Der Verfasser hat mit “Herbert Gruhl – Pionier der Umweltsoziologie. Im Spannungsfeld von wissenschaftlicher Erkenntnis und politischer Realität” ein Thema gewählt, das vor seiner eigenen Beschäftigung kaum bearbeitet ist, gilt doch auch in der zeitgeschichtlich-politologischen Forschung, wie in der soziologischen das Motto: „… die im Dunklen sieht man nicht“. Herbert Gruhl war eine bedeutende Persönlichkeit der alten Bundesrepublik, doch hatte er Schwierigkeiten, sich als Person durchzusetzen wie auch seine Vorstellungen ins geeignete Licht zu stellen.

In der CDU stieß er in den 1970er Jahren auf taube Ohren, was deren führende Repräsentanten nach weit über dreißig Jahren auch unumwunden einräumen. Hier erkannten nur wenige die Bedeutung seines Anliegens. Bei den „Grünen“, obwohl Gründungsmitglied, stand er aufgrund seiner konservativen Ansichten auf verlorenem Posten, nachdem erst einmal absehbar war, dass sich in dieser Partei vor allem Persönlichkeiten aus dem linken und linksextremistischen Lager durchsetzen würden. Mit der „Linkswende“ (Jürgen Habermas) seit den frühen 1960er Jahren mutierte auch die ökologische Agenda, die vorher fast ausschließlich von Konservativen rezipiert wurde, sukzessive ins linke Spektrum. Die sogenannten „68er“ konnten sich jedoch erst nach und nach für diese Problematik begeistern. Viele Aussagen, etwa in den Erinnerungen von Joseph („Joschka“) Fischer, bestätigen diese Sicht. Gruhl blieb auch nach seinem Austritt bei den „Grünen“ Einzelkämpfer. Auch in der Grünen Aktion Zukunft, die sich mit anderen Gruppierungen zur ÖDP vereinte, formierten sich bald seine Gegner, sah man ihn hier nicht selten ebenfalls als „Rechten“, obwohl es für eine solche Einordnung kaum Indizien gab. Bei den Unabhängigen Ökologen, einer konservativen ÖDP-Abspaltung, endete seine politische Karriere.

Die Misserfolge, die ihn häufig begleiteten, dürften der Grund sein, warum sein Leben, aber auch sein stattliches publizistisches Werk, insbesondere der Bestseller „Ein Planet wird geplündert“, nicht früher und ausführlicher gewürdigt wurden.

Kempfs Forschungen bringen einiges ans Tageslicht, was bis dahin kaum bekannt war. Dazu zählt Gruhls frühe Biographie. Sein Lehrer, der Philosoph Hans Leisegang, beeinflusste ihn stärker als bisher bekannt. Kempf zeigt diesen Gesichtspunkt eindringlich auf. Bei Leisegang spielte der Organizismus-Gedanke eine nicht unwesentliche Rolle. Die Dissertation Gruhls, die den Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal untersucht, blieb für sein weiteres Wirken maßgeblich. Kempf analysiert auch andere Publikationen des Politikers, etwa „Das irdische Gleichgewicht“, aber auch die späte Abhandlung „Himmelfahrt ins Nichts“. Er arbeitet auf der Basis dieser Veröffentlichungen eine neue Deutung des Werks Gruhls heraus. Der Umweltschutzvorkämpfer erscheint demnach als Pionier der Umweltsoziologie, und er hat mehr für diese relativ junge Disziplin getan als die einschlägig bekannten Vertreter. Dazu ist vor allem der Soziologe Ulrich Beck zu rechnen. Kempf vergleicht diesen mit Gruhl und kommt zu konsensfähigen Resultaten.

Die Studie Kempfs ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Sie behandelt das politische wie auch publizistische Wirken Gruhls, verschiebt aber den Fokus auf den zuletzt genannten Schwerpunkt. So wird Gruhls Bedeutung auf beiden Gebieten deutlich. Der Anhang der Dissertation ist detailliert. Er umfasst ein Verzeichnis der Abkürzungen, die genau aufgeschlüsselten Reden, Schriften, Typoskripte Gruhls und Archivalien wie auch die vom Verf. verwendete Literatur, einen Lebenslauf Gruhls und noch einige nützliche Hintergrundinformationen. Die Soziologin Ute Scheuch hat ein aussagekräftiges Nachwort verfasst. Ein Personenregister rundet die vorbildliche Monographie ab. Niemand kann glaubhaft den hohen Erkenntniswert der Bemühungen Kempfs in Frage stellen. Auffallende Mängel oder Desiderate sind nirgendwo festzustellen.

 

Prof. Dr. Michael Kelpanids, 13. Oktober 2014

Welche Bedeutung kommt dem Handeln von Herbert Gruhl zu?  Herbert Gruhl gehört zu den Vorreitern der ökologischen Bewegung in Deutschland. In den frühen Phasen der Entstehung des ökologischen Problembewusstseins und der Sensibilisierung der deutschen Bürger gegenüber den Belastungen der Umwelt durch die industrielle Produktions- und Wachstumsdynamik der technologisch entwickelten Gesellschaften haben die Veröffentlichungen von Gruhl, insbesondere sein Buch: Ein Planet wird geplündert. Die Schreckensbilanz unserer Politik (Frankfurt/M, Fischer Verlag 1975), das zu einem Bestseller wurde, einen starken Einfluss auf die Meinungsbildung ausgeübt.

Aus der Darstellung der biographischen und der intellektuellen Voraussetzungen, die Gruhls Denken prägten, wird seine Skepsis gegenüber dem unkritischen Fortschrittsglauben und seine Einsicht in die problematischen Seiten der Beherrschung der Natur durch den Menschen verständlich. Seine intensive Beschäftigung mit Hugo von Hofmannsthal während seines Studiums bei Hans Leisegang an der Freien Universität Berlin, seine Lektüre der Werke von Max Scheler, von existentialistischen Philosophen und dann seine Rezeption der bahnbrechenden ökologischen Kritik am Wachstum des Club of Rom in dessen Buch Die Grenzen des Wachstums waren formative Einflüsse, die auf Gruhl gewirkt haben.

Volker Kempf arbeitet diese kritischen Strömungen der 60er und 70er Jahre heraus und zeigt, wie Herbert Gruhl zu der negativen Einsicht gelangte, dass je fortschrittlicher eine Zivilisation ist, desto mehr sie die Natur ausbeutet. Kempf zeigt, dass Gruhl auf Grund dieser Einsicht zum kompromisslosen Gegner des Wachstums wurde, weil das Wachstum nach Gruhls Auffassung die natürlichen Grundlagen der Erde, d.h. die nicht-erneuerbaren Energien aufzehrt.

Unabhängig nun davon, ob man Gruhls Auffassungen für kulturpessimistisch und ökonomisch in ihrer Radikalität für nicht anwendbar halten mag, liegt in Kempfs Arbeit ein Erkenntnisgewinn in dem Sinne, dass er die Voraussetzungen der Entstehung des radikalen Denkens und Handelns eines der allerersten Vorläufer der ökologischen Bewegung in Deutschland aufzeigt. Dass diese Ideen dann zum kollektiven Bewusstseinswandel und zur Umgestaltung des politischen Systems durch den Aufstieg einer ökologischen Partei in Deutschland führten – darin liegt die makrogesellschaftliche und makropolitische Bedeutung der Ideen von Gruhl. Das gilt trotz des utopischen Charakters dieser Ideen und trotz der Tatsache, dass die ökologische Bewegung dann dem Einfluss von Gruhl entglitten ist und – nach politischen Gärungsprozessen – letztlich von den linksradikalen Gruppen der ehemaligen APO dominiert wurde.

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Volker Kempf (Hrsg.): Herbert Gruhl – Unter den Karawanen der Blinden. Schlüsseltexte, Interviews und Reden (1976-1993). Mit einem einleitenden Essay von Prof. Franz Vonessen. Frankfurt a. M., Berlin, Bern u. a.: P. Lang, 10/2005, 277 Seiten, 39,80 Euro; ISBN 3-631-54618-1

“Die gesammelten Schlüsseltexte, Interviews und Reden des Philosophen und Umweltpolitikers Herbert Gruhl (1921-1993) geben Zeugnis von seinem Denken und politischen Wirken in führenden Rollen der sich formierenden Ökologiebewegung und ihrer Parteien. (…) Dem Querschnitt von Dokumenten aus den Jahren 1976 bis 1993 geht ein Essay des Philosophen Franz Vonessen voraus, der sich der aufgeworfenen Wachstumskritik und ihrer Bedeutung für die Gegenwart annimmt.” (Aus dem Klappentext)

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